Zielfahndung

Zielfahndung ist die planmäßige, aktive Suche der Strafverfolgungs-behörden nach ausgewählten Straftätern, die besonders gefährlich sind oder wegen besonders schwerer Gewalt- oder Wirtschaftsdelikte ausgeschrieben sind.

Mittwoch, 18. Juni 2008

BKA-Österreich-11.06.2008

Zielfahnder des Bundeskriminalamtes nehmen österreichischen Schwerbetrüger in den USA fest

61-jähriger Österreicher soll Banken um ca. 13,5 Millionen Euro
betrogen haben und war über zehn Jahre lang auf der Flucht


Der österreichische Staatsangehörige Ernest St. steht
im Verdacht, zwischen 1992 und 1998 als Leiter mehrerer
Immobilienfirmen Banken und Privatkunden um 13,5 Millionen Euro
betrogen zu haben. Nachdem das Landesgericht für Strafsachen Wien
gegen St. einen Haftbefehl wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges
ausgestellt hatte, flüchtete er in das Ausland.

Die Zielfahnder des Bundeskriminalamtes übernahmen den Fall und es
gelang nach intensivster Kleinarbeit, den Aufenthaltsort von St. im
Großraum von New York, USA auszuforschen. Nach wochenlanger, enger
Zusammenarbeit mit dem US Marshals Service reisten am Sonntag, den
08.06.2008, zwei Zielfahnder nach New York. Bereits nach zwei Tagen
konnte der genaue Aufenthaltsort von St. im südlich von New York
(USA) gelegenen Lakewood, New Jersey, ausgeforscht werden. St. wurde
dort am 10.06.2008 um 09:30 Uhr Ortszeit festgenommen.

St. wurde dem Staatsanwalt in Newak (USA) vorgeführt und dieser
ordnete die Auslieferungshaft nach Österreich an.

LKA-BAYERN-03.06.2008

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG


Zielfahnder spüren Großdealer auf
Von Giesing nach Costa Rica
Das Ende einer Flucht: Sven R. gilt als Größe im internationalen Handel mit Marihuana - jetzt wurde er in Costa Rica von Münchner Zielfahndern verhaftet.

Von Susi Wimmer



Am nächsten Morgen wollte er seine Flucht fortsetzen. Weg aus Costa Rica, weiter nach Mexiko und Argentinien. In der Nähe des Flughafens Juan Santamaria bei San Jose kreiste Sven R. mit seinem Mietwagen, auf der Suche nach einem Quartier für die letzte Nacht in Mittelamerika. Da schlug eine Sondereinheit der Polizei zu: Sie überwältigten den 38-Jährigen, legten ihm Handschellen an und führten ihn ab.
Ein durchschlagender Erfolg für die Zielfahnder des Bayerischen Landeskriminalamtes: Sie hatten den 38-jährigen Münchner, der in der internationalen Szene als "dicker Fisch" - so eine LKA-Quelle - unter den Drogendealern gilt, in Costa Rica ausfindig gemacht. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung flog Sven R. auf, als die Polizei im November vergangenen Jahres in Österreich drei Männer festnahm. Die hatten 3,3 Kilogramm Marihuana versteckt und waren schnell geständig: Dass ein gewisser Sven R. aus München ihr Drogenlieferant sei - und dass er allein ihnen insgesamt 140 Kilogramm verkauft habe.
Zum Vergleich: Im Jahr 2007 stellte das LKA in ganz Bayern 453 Kilo Marihuana sicher. Als die Polizei den selbständigen Geschäftsmann, wie er sich selbst bezeichnet, in seiner Giesinger Wohnung festnehmen wollte, war Sven R. schon längst geflüchtet. Er hatte offenbar in seinen Kreisen Wind von der Polizeiaktion bekommen.

Wissen, wie die Zielperson tickt

Die Fahnder des Landeskriminalamtes verfolgten seine Spur: durch Österreich, dann in die Schweiz, von dort aus setzte sich der 38-Jährige in die Dominikanische Republik ab - und war nicht mehr aufzufinden. An diesem Punkt übernahm eine Sondereinheit des LKA den Fall: die Zielfahndung unter der Leitung von Kriminaldirektor Albert Bischeltsrieder.
"Für Zielfahnder", sagt der Chef, "ist der Fall an sich uninteressant. Ihre Aufgabe ist es, wirklich alles zu unternehmen, um eine Person ausfindig zu machen." Dabei haben diese Spezialfahnder keine Sonderrechte gegenüber den Kollegen. Ihre Stärke liegt in der Intensität ihrer Recherchen: "Da beschäftigen sich beispielsweise zwei Ermittler ausschließlich nur mit der Zielperson", sagt Bischeltsrieder.
Und zwar mehr als intensiv: Das Leben des Betreffenden wird systematisch aufgerollt. Das fängt in der Kinderstube an, geht über Schule, Vereinsleben, Familie, Freunde, Arbeitgeber und endet bei bestimmten Vorlieben. Am Ende muss der Zielfahnder wissen, wie die Person "tickt", er muss sie "aus dem Effeff kennen, fast besser als sich selbst", sagt Bischeltsrieder.

Beschattung am Strand

Letztlich war es nach Angaben der Zeitung "Nacion" in Costa Rica die Familie des Giesingers, die die Polizei direkt zu dem Gesuchten führte. Denn Familienmitglieder flogen im Mai nach Costa Rica, offenbar mit Polizeischatten. Das Bundeskriminalamt wurde eingeschaltet, der Verbindungsbeamte in Mittelamerika aktiviert. Und so kam es, dass R. und seine Familie erholsame Tage in Costa Rica verbrachten, sich einen Mietwagen nahmen, die Küste abfuhren, in Luxushotels übernachteten - und auf Schritt und Tritt von der Polizei beschattet wurden.
"Geschäftliche Aktivitäten", so berichtet "Nacion", habe er aber dabei nicht entwickelt. Vielmehr muss er wohl das Leben genossen haben: Seit seiner Flucht Anfang des Jahres residierte der 38-Jährige in Escazù, einem Promi-Vorort der Hauptstadt San Jose, und zwar in einem Luxus-Appartement.
Während die Polizei Sven R. unauffällig begleitete, wurden die notwendigen internationalen Dokumente für die Festnahme und spätere Auslieferung vorbereitet. Als vergangenen Freitag in der Nähe des Flughafens die Handschellen klickten, verfügte Costa Ricas Polizei schon über einen eigenen Haftbefehl gegen Sven R.

Drogenhandel im großen Stil

Die Zielfahnder werden dann aktiv, wenn die Gesuchten als gefährlich gelten - was auf den mutmaßlichen Drogenhändler Sven R. zutrifft. Vergangenes Jahr stellten die Münchner im Kosovo einen Mann, der 1995 in Mainburg seine Frau ermordet hatte und auf dem Balkan untergetaucht war. Großbetrüger können auch in das Raster der Experten fallen. "Aber es sind tatsächlich nur ganz ausgesuchte Fälle, die die Zielfahnder übernehmen", versichert Bischeltsrieder. Etwa 20 Fälle pro Jahr, so schätzt der Leiter Fahndung am LKA, bearbeiten die zehn Sonderermittler.
Drogenhandel im großen Stil - das war das Kriterium bei Sven R., das ihn zum Objekt für die Zielfahndung machte. Die drei Österreicher, die im November 2007 verhaftet wurden, sagten aus, R. habe sie regelmäßig beliefert, insgesamt 22 Mal. Die Ware: gut 140 Kilogramm Marihuana. Und die Polizei geht davon aus, dass die drei Österreicher bei weitem nicht die einzigen Kunden des Münchner Großdealers waren.

90 Prozent Erfolgsquote

Marihuana wird heute von Sucht-Experten längst nicht mehr als harmlos eingestuft. Der Konsument verliert das Raum- und Zeitgefühl, macht Stimmungsschwankungen durch, ist oft antriebslos und gerät schnell in eine psychische Abhängigkeit vom Stoff. Allein schon fünf Joints pro Woche können einen negativen Einfluss auf das Gehirn haben, der Betroffene leidet unter Entzugssymptomen und - bei jahrelangem Konsum - im schlimmsten Fall unter einer Verringerung der Intelligenz.
Erschwerend kommt hinzu, "dass der THC-Gehalt beispielsweise bei Haschisch von etwa 7,9 Prozent auf bis zu 20 Prozent hochgezüchtet werden kann", sagt LKA-Sprecher Ludwig Waldinger. Gelegentlich sei auch unreines "Gras" im Umlauf. Jüngst etwa kam in Deutschland Marihuana auf den Markt, das mit Blei versetzt war, vermutlich, um das Verkaufsgewicht zu erhöhen. Bei den Konsumenten rief der Stoff schwere Vergiftungen hervor.
Der mutmaßliche Großdealer Sven R. jedenfalls wird in nächster Zeit keinen Stoff mehr unter die Leute bringen. Er sitzt in Costa Rica in Haft und wartet auf seine Auslieferung nach Deutschland. Hier in München wird er dann vor Gericht gestellt werden. "Selbst wenn sich die Täter noch so konspirativ verhalten, sie haben doch bestimmte Gewohnheiten und Verhaltensweisen, dass wir sie früher oder später doch dingfest machen können", sagt Bischeltsrieder. Die Erfolgsquote der Zielfahnder jedenfalls liegt bei weit über 90 Prozent.
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