Zielfahndung

Zielfahndung ist die planmäßige, aktive Suche der Strafverfolgungs-behörden nach ausgewählten Straftätern, die besonders gefährlich sind oder wegen besonders schwerer Gewalt- oder Wirtschaftsdelikte ausgeschrieben sind.

LKA-NRW-02.12.2002

Innenminister Behrens: Ganovenjagd rund um den Globus - Zielfahnder der NRW-Polizei haben bisher jeden geschnappt

Düsseldorf, 02.12.2002 Weltweit auf Ganovenjagd gehen die neun Zielfahnder der nordrhein-westfälischen Polizei. Die zentral beim Landeskriminalamt (LKA) eingerichtete Dienststelle ist dabei sehr erfolgreich. "Die Fahnder spüren die zum Teil international operierenden Kriminellen in ihren Verstecken auf. Vom Jagdfieber gepackt, lassen sie nicht mehr locker", sagte NRW-Innenminister Dr. Fritz Behrens heute (02.12.) in Düsseldorf. Bisher wurden alle 54 Täter dingfest gemacht, an deren Fersen sich die Zielfahnder geheftet hatten. Die Festnahmequote beträgt 100 Prozent. Zielfahnder geben niemals auf. Ihr Motto lautet: "Früher oder später kriegen wir alle."

Derzeit jagen die Zielfahnder 11 flüchtige Straftäter. Deren Aussichten zu entkommen sind denkbar schlecht. Sie müssen damit rechnen, früher oder später geschnappt zu werden."Unsere Spezialisten vom LKA legen keinen Fall ungelöst zu den Akten", unterstrich der Minister. "Kein noch so weit entferntes Versteck ist vor den Polizeifahndern sicher genug." Selbst in Südamerika, Asien und Südafrika lassen die NRW-Fahnder die Handschellen klicken. 30 Kriminelle wurden im Ausland aufgespürt. Vier Täter warten in spanischen und italienischen Haftanstalten, einer in Mexiko, auf die Auslieferung nach Nordrhein-Westfalen.

Bei der internationalen Fahndung helfen den Kriminalbeamten über viele Jahre gewachsene persönliche Kontakte zu den ausländischen Polizeidienststellen. Zusätzlich unterstützt die Zielfahndungsstelle beim Bundeskriminalamt. Bisweilen sind die Fluchtwege der Kriminellen kürzer als erwartet. So mancher Täter wurde nicht erst am anderen Ende der Welt entdeckt. "Festnahmen gibt es auch im Ruhrpott, quasi um die Ecke", so der Innenminister. Besonders gefährliche Gewalttäter ergreifen die Spezialeinheiten der Polizei.

Viel Geduld, kriminalistisches Gespür und langjährige berufliche Erfahrung zeichnen die Experten des Zentralen Zielfahndungskommandos in Düsseldorf aus. Die Ermittlungen beginnen in allen Fällen am Schreibtisch. "Die Polizisten machen sich mit dem Gesuchten vertraut. Sie werten alle Informationsquellen aus, studieren die Ermittlungsakten, loten logistische Kontakte aus, ermitteln bei Melde- und Einwanderungsbehörden" erläuterte Behrens. Das gesamte soziale Umfeld der Zielperson wird durchforstet. "Manchmal geben bereits Hobbys Hinweise auf den Aufenthaltsort", sagte der Minister. Geprüft werden zudem körperliche Auffälligkeiten, persönliche Fähigkeiten und außergewöhnliche Kenntnisse oder Eigenarten des Täters.

Die gesammelten Details fügen die Kriminalisten wie bei einem Puzzle zusammen. "So entsteht ein umfassendes Bild des gesuchten Straftäters", erklärte Behrens. Dennoch können Jahre vergehen, bis ein Fall erfolgreich abgeschlossen werden kann. "Zielfahnder brauchen einen langen Atem, dürfen ihr Ziel nie aus den Augen verlieren und müssen sich bei Rückschlägen immer wieder neu motivieren", sagte Behrens abschließend.

Anlage

Fallbeispiele

Drogenring zerschlagen - Flüchtiger Täter in Malaga aufgespürt

Zwei ein halb Jahre nach seiner Flucht vom Niederrhein konnte der 47 Jahre alte Franz P. vor wenigen Tagen in Malaga festgenommen werden. Die nordrhein-westfälischen Zielfahnder hatten ihn dort ausfindig gemacht und ihren spanischen Kollegen den entscheidenden Tipp gegeben. P. steht unter dem Verdacht ein führendes Mitglied eines international agierenden Drogenrings zu sein. Mit der Festnahme von Franz P. hat die Polizei den letzten Täter aus dem "Führungstrio" einer nordrhein-westfälischen Rauschgiftbande zur Strecke gebracht.

Der erste Täter, Frank E., konnte bereits im Oktober 2000 in Spanien festgenommen werden. Ende 2001 wurden beide ausgeliefert. Täter "Nummer zwei", Thomas S., wurde im April 2002 ebenfalls Spanien dingfest gemacht. Er steht kurz vor seiner Auslieferung.

Mit der Festnahme der drei Haupttäter ist eine Bande von Rauschgifthändlern zerschlagen worden, denen die Duisburger Polizei auf der Spur war. Eine Spedition in Neukirchen-Vluyn diente als Tarnung für den Drogenhandel. Dort entdeckten die Polizisten im Mai 2000 bei einer Durchsuchung 95 kg Haschisch. Der Bande konnte ein seit Jahren schwunghafter Handel mit mehreren Tonnen Rauschgift nachgewiesen werden. In umgebauten Tiertransportern hatten sie die Drogen auf der Route Spanien/Niederlande/Deutschland geschmuggelt. Von hier verteilten sie die Drogen in viele Länder Europas.

Franz P. war Mitinhaber der Spedition und auch selbst als Drogenkurier bundesweit unterwegs. Auf ihn wartet nun der Haftrichter. Gegen insgesamt 13 Mitglieder seiner Drogenbande wurden bereits Freiheitsstrafen von 2 1/2 bis 9 1/2 Jahren verhängt.

Schwerkrimineller in Polen festgenommen

Der 27-jährige Norbert W. stand unter dem Verdacht, als Mitglied einer polnischen Bande an mindestens fünf bewaffneten Raubüberfällen und zahlreichen Schutzgelderpressungen im Ruhrgebiet beteiligt gewesen zu sein. Mittäter, die in den Jahren 2000 und 2001 bereits festgenommen werden konnten, wurden zu Haftstrafen von fünf bis 14 Jahren verurteilt.

Bei ihren knapp einjährigen Ermittlungen entdeckten die Zielfahnder ein kriminelles Netzwerk mit Schwerpunkten Ruhrgebiet, Köln und Berlin. Auch Kontakte nach Polen und Südeuropa wurden festgestellt. Die Arbeit der NRW-Polizisten brachte auch den Berliner Kollegen Erfolg: Dort konnten zwei Berufseinbrecher identifiziert und festgenommen werden. Darüber hinaus führten die Recherchen in der Hauptstadt zur Festnahme von zwei Angehörigen einer weiteren polnischen Tätergruppe. Sie hatte sich auf den Diebstahl und die illegale Verschiebung hochwertiger Fahrzeuge von Spanien über Deutschland in ihr Heimatland spezialisiert. Schließlich gab es für Norbert P. kein Entrinnen mehr. In enger Zusammenarbeit mit der polnischen und spanischen Polizei wurde Norbert W. festgenommen. Bei einer gemeinsamen Aktion von Zielfahndern des NRW-Landeskriminalamtes und spanischen Polizisten klickten im November 2002 auf der iberischen Halbinsel die Handschellen.

Zielfahnder auf der Fährte eines gefährlichen Bankräubers

Der Jugoslawe Sead I. hatte nach Erkenntnissen der örtlichen Polizei mit anderen Mittätern seit Februar 2001 im Sauerland mehrere bewaffnete Raubüberfälle in Geldinstituten begangen. Dabei hatte er rund 350 000 Euro erbeutet.

Als die Zielfahndung den Fall übernahm, verübte der Gesuchte in Baden-Württemberg einen weiteren Banküberfall. Die Spezialisten vom LKA stellten schnell fest, dass sich Sead I. konspirativ unter rund 100 kriminellen Landsleuten bewegte, die über die gesamte Bundesrepublik verstreut waren.

Bei den Ermittlungen musste die Arbeit von zwei Staatsanwaltschaften und fünf Polizeibehörden koordiniert werden. Bei ihren Recherchen stießen die Fahnder auf verschiedene Täter, die zwar mit den Banküberfällen nichts zu tun hatten, aber wegen anderer Delikte gesucht wurden. Dabei kamen die Zielfahnder Sead I. immer ein Stück näher. Schließlich konnte er aufgespürt werden. Bei der Vorbereitung eines weiteren Raubüberfalls im Sauerland nahmen Spezialeinsatzkräfte der NRW-Polizei den gefährlichen Kriminellen und zwei seiner Mittäter fest. Sead I. wurde zu 10 1/2 Jahren Haft verurteilt.

Mord unter Kurden - Täter in der Schweiz festgenommen

Sechs Monate nach dem Mord an einem kurdischen Landsmann wurde ein Angehöriger der verbotenen PKK festgenommen. Seine Spur hatte die Zielfahnder in die Schweiz geführt. In Zürich konnte der 25-Jährige Anfang September 2002 aufgrund der Hinweise aus Düsseldorf von der örtlichen Gendarmerie dingfest gemacht werden.

Im Februar 2002 hatte der Gesuchte auf der A 3 im Bereich Leverkusen einen Kurden (37) erschossen. Die Ermittlungsbehörden gingen von einem Auftragsmord der PKK aus. Der Tatverdacht richtete sich gegen einen Kurden, der aktiver Kämpfer der PKK in der Türkei war und derzeit als ranghohes Mitglied der PKK in Deutschland bekannt war. Bis zur Übernahme durch die Zielfahnder im April 2002 gab es keine verwertbaren Spuren. Nach Studium der Akten konzentrierten sich die Fahnder beim LKA auf das familiäre Umfeld des flüchtigen Täters. Die internationalen Verflechtungen der Kurden stellten ein großes Problem beim Erstellen eines Fahndungskonzeptes dar. Die Spuren verdichteten sich schließlich auf Frankreich und die Schweiz.

"Millionen-Manni" - Fünfjährige Flucht endete in Brasilien

Im August 1995 entwendete der nordrhein-westfälische Polizeibeamte Manfred K. aus einem Geldtransporter 3,5 Millionen DM. K. versah vor der Tat Dienst bei der Autobahnpolizei Mönchengladbach. Beim Unternehmen Protectas übte er eine nicht genehmigte Arbeit als Fahrer aus. Die Anlieferung bei einem Düsseldorfer Kaufhaus nutzte er zum Diebstahl der Millionen.

Im Rahmen der fast fünfjährigen Fahndung untersuchten die Zielfahnder Hinweise und Spuren in den Niederlanden, in Monaco, Südafrika, Brasilien, Frankreich, Uruguay, Argentinien, Venezuela, Griechenland, auf den Malediven und den Philippinen. Obwohl sich K. stark verändert hatte, wurde er von einem nordrhein-westfälischen Zielfahnder bei einer Fahndungsausschreibung erkannt. Ein gefälschter Pass wurde dem Gesuchten zum Verhängnis. Die NRW-Zielfahnder informierten ihre brasilianischen Kollegen, die K. im Juni 2000 in Salvador de Bahia festnahmen. Gerade noch rechtzeitig, denn der Millionen-Diebstahl wäre wenige Wochen später verjährt. Im März 2002 lieferte Brasilien Manfred K. an Deutschland aus. Im Juli 2002 wurde er zu einer fünfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
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