Zielfahndung

Zielfahndung ist die planmäßige, aktive Suche der Strafverfolgungs-behörden nach ausgewählten Straftätern, die besonders gefährlich sind oder wegen besonders schwerer Gewalt- oder Wirtschaftsdelikte ausgeschrieben sind.

FOCUS-07.02.2008

Kriminalhauptkommissar
Polizist mit langem Atem
Für Peter Müller ist Aufgeben keine Option. Der Kriminalhauptkommissar jagt flüchtige Verbrecher, wenn es sein muss, jahrzehntelang durch die ganze Welt.


Mitarbeiter des LKA denken sich in die Köpfe flüchtiger Verbrecher"Ausbrecher Axane durch Zielfahnder festgenommen“, verkündete das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart am 12. November 2004. Am Vorabend hatten Beamte auf einer Straße in Hessen den rumänischen Schwerverbrecher Gheorghe Axane festgenommen. Unter ihnen war Peter Müller, der seinen wahren Namen aus Sicherheitsgründen nicht nennen will. Er leitet die Zielfahndung in Baden-Württemberg und hatte sich – oft rund um die Uhr und auch im Ausland – an Axanes Fersen geheftet, der im August 2004 aus dem Mannheimer Gefängnis ausgebrochen war. „Zielfahndung ist die gezielte intensive Suche nach identifizierten Tätern, die wegen schwerwiegender Straftaten und der Wahrscheinlichkeit weiterer Taten eine Bedrohung für die Allgemeinheit darstellen“, beschreibt der Kriminalhauptkommissar seinen Beruf. Oft wird sein Job mit dem eines Profilers verwechselt. Dieser erstellt Profile von unbekannten Tätern, wie dem „Phantom“ von Heilbronn. Ein Zielfahnder hingegen kommt zum Einsatz, wenn der Mörder bekannt, aber flüchtig ist, erläutert der 53-Jährige.

Ein NS-Verbrecher raubt ihm den Schlaf


Erfolge wie im Fall Axane kann Müller häufig verbuchen. Von den 83 Aufträgen der Polizeidienststellen an die Stuttgarter Zielfahnder seit 1996 sind nur sechs offen. „Statistisch schlägt das nicht zu Buche, das heißt aber nicht, dass unsere Fälle nicht extrem wichtig für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung sind“, meint Müller. Doch es gibt auch Fälle, die ihn seit Jahren beschäftigen und ihm manchmal nachts den Schlaf rauben. Beim Namen Aribert Heim wird der ruhige Mann gesprächig. Heim ist einer der letzten flüchtigen mutmaßlichen Nazi-Verbrecher, der 1962 einen Tag vor seiner Festnahme entkommen konnte. Seit mehr als 40 Jahren ist der Österreicher, der sich zuletzt in Baden-Baden aufhielt, untergetaucht.

Heim steht auf der LKA-Fahndungsliste seit vier Jahren ganz oben: „Er war vermutlich mehr als ein Erfüllungsgehilfe des NS-Regimes, ein Arzt vom Kaliber eines Josef Mengele, der im KZ Mauthausen Hunderte von Menschen bestialisch getötet hat“, sagt Müller. Er hat Anhaltspunkte, dass der jetzt 93 Jahre alte Mann noch lebt. „Ich muss etwas tun, ein Stück weit Gerechtigkeit schaffen. Die Angehörigen der Opfer sollen wissen, dass uns das Leid ihrer Verwandten nicht egal ist“, erklärt der Zielfahnder. Er nimmt die Akte Heim täglich zur Hand, liest die schwer zu ertragenden Zeugenaussagen, sucht nach neuen, vielleicht übersehenen Details in den mehr als 40 Aktenordnern, versucht, sich in die Zielperson hineinzudenken. Fast täglich hat er E-Mail-Kontakt mit dem Nazi-Jäger Efraim Zuroff, dem Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem. „Ein Fall, für den sich jeder Einsatz und Aufwand lohnen“, betont Müller.

Aufatmen, wenn die Handschellen klicken

Am Ende einer erfolgreichen Fahndung klicken die HandschellenDie möglichst genaue Kenntnis des Gesuchten ist die Basis der Zielfahndung. In das „Personagramm“ fließen neben Personalien und Beschreibung des Äußeren auch Informationen über die Fähigkeiten, Vorlieben, Abneigungen, die Familienverhältnisse und den Beruf ein. „Von der Schuhgröße über die Zigarettenmarke bis hin zum Hobby sollte man die Person kennen“, erläutert Müller. „Dann nutzen wir den Handwerkskasten, den uns die Strafprozessordnung erlaubt, darunter Zeugenvernehmung, Telefonüberwachung, Observation und Durchsuchung.“Falscher Polizist legt Handschellen an
Der Vater von zwei Kindern behelligt seine Familie nicht mit den Einzelheiten seiner Arbeit. „Ich will den Druck, unter dem ich oft durch die Medien-Berichterstattung über prominente Fälle stehe, nicht weitergeben.“ Um von den Belastungen der Fahndung abzuschalten, hört der grau melierte schlanke Mann Rockmusik oder liest. Mindestens einmal pro Woche trainiert er, vor allem Selbstverteidigung. Auch regelmäßige Schießübungen stehen auf dem Programm.

Warten auf den Höhepunkt der Karriere

Mut sei für seinen Job nicht zwingend, sagt Müller bescheiden. Wenn er die Zielperson aufgespürt hat, alarmiert er Sondereinsatzkommandos, die den Verdächtigen festnehmen. „Wenn die Handschellen dann nach oft monatelanger Arbeit klicken, ist das eine unheimliche Erleichterung“, erzählt Müller. Geschähe dies eines Tages bei Aribert Heim, wäre das sicherlich der Höhepunkt seiner Karriere.
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