Zielfahndung

Zielfahndung ist die planmäßige, aktive Suche der Strafverfolgungs-behörden nach ausgewählten Straftätern, die besonders gefährlich sind oder wegen besonders schwerer Gewalt- oder Wirtschaftsdelikte ausgeschrieben sind.

Die Sprache der Spuren

Mordfall nach vier Jahren gelöst

Ein Erfolg der Arbeitsgruppe Altfälle: Wie Münchner Zielfahnder den Verdächtigen des Mordfalles Dachauer Straße auf Mallorca stellten.
Von Susi Wimmer
Süddeutsche Zeitung-06.10.2008

Walter Karl M. hatte es nicht glauben wollen. Er fühlte sich sicher. Dass ihm die Arbeitsgruppe "Altfälle" der Mordkommission jahrelang auf den Fersen bleiben würde und dass er als mutmaßlicher Mörder am Tatort doch DNS hinterlassen hatte - damit hatte der 48-Jährige schlichtweg nicht gerechnet. So gab der gebürtige Dachauer vor ein paar Wochen nichtsahnend eine freiwillige Speichelprobe bei der Polizei ab, vergangene Woche legten ihm Polizisten auf Mallorca Handschellen an (die SZ berichtete). Walter KarlM. steht in dringendem Verdacht, im April 2004 den Moosacher Autohändler Manfred R. getötet zu haben.

Die Mordkommission geht nach wie vor von einem klassischen Raubmord aus. "Nach unseren Erkenntnissen gab es keinerlei Beziehungen zwischen Opfer und Täter", sagt Richard Thiess, stellvertretender Leiter der Mordkommission. Vermutlich ist dem Autohändler lediglich die Lage seines Verkaufsplatzes zum Verhängnis geworden: Die Gebrauchtwagen, mit denen er handelte, standen an der Dachauer Straße außerhalb des Mittleren Ringes. Genau zwischen dem Wohnort des mutmaßlichen Täters in Dachau und der Wohnung von M.s Familie.

Ob Walter Karl M. immer ein Messer bei sich trug und spontan beschloss, den Autohändler zu überfallen, ist noch unklar. Der 48-Jährige sitzt momentan in Spanien in Haft und hat sich zu den Vorwürfen noch nicht geäußert. Vielleicht hatte Walter Karl M. an jenem Gründonnerstag, 8. April 2004, den Autohändler auch schon länger beobachtet, ihn gesehen, als er gerade vom Einkaufen zurückkam. Manfred R. hatte sich einen warmen Leberkäs gekauft und schnitt sich wohl gerade das erste Stückchen ab, als der Täter "überfallartig" in den Bürocontainer auf dem Verkaufsgelände stürzte.

"Das Opfer hatte keine Chance, sich zu wehren, der Tote hatte noch den Leberkäse im Mund", sagt Thiess. Die 15 Messerstiche, davon einige ins Herz, waren sofort tödlich. Dann griff sich der Täter etwa 1000 Euro Bargeld, die persönlichen Papiere des Opfers sowie den Schlüssel zum Büroraum und sperrte von außen ab. "Offenbar wollte er sich bis zum Auffinden der Leiche einen Vorsprung sichern", meint der Erste Kriminalhauptkommissar Thiess. Dann verschwand der Täter - am helllichten Nachmittag an der vielbefahrenen Dachauer Straße - ohne dass ein Zeuge sich später an ihn erinnern konnte.


Die Scheinadresse seiner Firma führte zum Täter
Walter Karl M. verschwand. Er sei, so sagt die Polizei, schon des öfteren in seinem Leben abgetaucht: Der Dachauer war schon früh wegen diverser Eigentumsdelikte aufgefallen, war dann zu Banküberfällen, teilweise mit Geiselnahme, übergegangen und im Jahr 1987 geschnappt und zu einer zwölfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Nach acht Jahren, 1995, kam er frei.

Polizeilich fiel er nach seiner Haftentlassung nicht auf. Nur: Die Arbeitsgruppe "Altfälle" stöberte vor etwa drei Jahren die alten Akten des Bankräubers noch einmal durch und wollte den Mann zu einer so genannten retrograden Abgabe einer Speichelprobe vorladen. "In Einzelfällen bitten wir ehemalige Täter auch Jahre danach noch zu einer Speichelprobe", sagt Thiess, zumal zum Zeitpunkt der Banküberfälle die DNS-Datenbank noch gar nicht existierte. M. wurde gesucht - aber er war abgetaucht.

Bis zum Juni 2008: Da meldete sich der 48-Jährige bei Lübeck an. Eine Scheinadresse für seine Firma - in Wahrheit lebte der Mann längst auf Mallorca. Die Kripo forderte ihn zur Abgabe einer Speichelprobe auf, er willigte ein - wenig später meldete die Datenbank einen Treffer: Die Kripo hatte 2004 bei dem Autohändler in Moosach "tatrelevante DNS-Spuren" gesichert und in die Datenbank eingestellt.

Zielfahnder machten M. schließlich in einer abgelegenen Finca auf Mallorca ausfindig. "Auch die offizielle Mallorca-Adresse stimmte nicht", so Staatsanwalt Thomas Bott. Jetzt sitze Walter Karl M. im Zentralgefängnis in Madrid. "Das Auslieferungsverfahren ist im Gange, wenn M. zustimmt, könnte er noch diese Woche in München landen", sagt Bott.
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